Karl Brinkmann

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27.02.1891 - 11.05.1956

Der katholische Arbeiter Karl August Brinkmann wurde am 17.02. 1891 in Kettwig geboren. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria, geb. Geißler, die am 14. Juni 1891 ebenfalls in Kettwig geboren wurde, hatte er acht Kinder. Karl Brinkmann hatte im ersten Weltkrieg vier Jahre lang als Frontsoldat gedient, war Vizefeldwebel geworden und mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet worden. Seit dem 03. Juni 1934 war er als Gärtner bei der Gemeinde Kettwig beschäftigt. Am 30. September 1935 erhielt Brinkmann die Kündigung mit folgender Begründung:

"Die Kündigung begründe ich mit der bei Ihnen festgestellten Staatsfeindlichkeit, die Sie dadurch bekundet haben, dass Sie sich unter Berufung auf das Konkordat trotz wiederholter Aufforderung maßgeblicher Stellen beharrlich geweigert haben, Ihre Kinder in die Staatsjugend einzureihen".

Brinkmann legte gegen diese Entscheidung Widerspruch ein und wurde im folgenden Verfahren durch den Essener Rechtsanwalt Dr. von Almsick verteidigt. Er verlor die Prozesse in allen Instanzen und wurde zusätzlichen Drangsalisierungen ausgesetzt.

Der Fall Brinkmann wurde in der nationalen und internationalen Tagespresse ausführlich erörtert. Während ausländische Zeitungen die Entlassung des Kettwiger Arbeiters als klaren Bruch des Reichskonkordates bewerteten, bezeichnete die "Kölnische Zeitung" vom 16. Dezember 1935 - repräsentativ für die gleichgeschaltete deutsche Presse - Brinkmann als einen "typischen Vertreter des politischen Katholizismus, der grundsätzlich staatsfeindlich einzustufen sei."

Die deutsche Justiz und die deutsche Presse stelle sich eindeutig auf die Seite des nationalsozialistischen Staates; Eingaben von kirchlicher Seite und Unterschriftenaktionen katholischer Eltern blieben ohne Erfolg.

Karl Brinkmann musste Essen verlassen und Arbeit auf einem Gutshof in Lippstadt suchen. Am 1. Dezember 1945 stellte ihn die Stadtverwaltung Kettwig wieder als Gärtner ein.

Welche Motive haben Karl Brinkmann bewogen, dieses bittere Unrecht mit seiner Familie durchzustehen? Ein Artikel aus der Kettwiger Zeitung vom 14. November 1935 gibt auf diese Frage eine Antwort: "Auf die Frage eines Beisitzers, weshalb er seine Kinder nicht zur HJ schicke, erwiderte der Kläger ziemlich stammelnd: Aus Prinzipientreue! Als aufrechter Katholik lasse er seine Kinder nur in katholischen Verbänden erziehen".

Hinter dieser Aussage steht die bescheidene und geradlinige Persönlichkeit Karl Brinkmanns, die getragen war vom Leben seiner Gemeinde, vom Vertrauen in die kirchliche Obrigkeit und von seinem gesunden Rechtsempfinden; er wollte sich nicht von den Zielen des Unrechtsstaates vereinnahmen lassen, sondern sich die innere Freiheit bewahren. Er blieb zum System des Nationalsozialismus immer auf Distanz, was sich aus seiner Treue zur Kirche erklärt.

Schon am 11. Mai 1956, gerade drei Jahre nach Beendigung seiner Erwerbstätigkeit, ist Karl Brinkmann plötzlich verstorben. Die Vertreter der Stadt Kettwig würdigten ihn als eine "charaktervolle und lautere Persönlichkeit", der Stadtdirektor Lechner hat am Grabe besonders die "charaktervolle Haltung" Karl Brinkmanns unter der Hitler-Diktatur hervorgehoben.

Zitiert nach: P. Johannes Wielgoß SDB: "Das Urteil kann auslaufen wie es will, nie und nimmer werde ich Brinkmann wieder einstellen". Zwei Arbeitsgerichtsprozesse 1935 gegen den katholischen Arbeiter Karl August Brinkmann aus Kettwig., S. 26-39; abgedruckt in: "wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?"; Begleitbuch zur Ausstellung des Bistums Essen in der Alten Synagoge Essen; hg. von Baldur Hermans, Essen 1995.


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