"Die Würde des Menschen ist unantastbar"

Bernhard Nadorf, ehemaliger Schulleiter des Nikolaus Groß Abendgymnasiums, über Nikolaus Groß, seine Ehefrau und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus

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Nikolaus Groß wurde am 7. Oktober 2001 durch Papst Johannes Paul II in einer eindrucksvollen und unvergessenen Zeremonie in Anwesenheit seiner Kinder, des Bischofs von Essen und 70000 Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet zur Ehre der Altäre erhoben und seliggesprochen wurde. Wir tragen seinen Namen seit 1995. In meiner Rede zur Namengebung unserer Schule am 25. Januar 1995 habe ich u.a. ausgeführt:

"Liebe Festgemeinde: Wie Sie wissen, hat das Bistum Essen im Jahre 1988 den Kanonisierungsprozess für Nikolaus Groß eingeleitet. Wir betrachten es als unsere besondere Verpflichtung, in unseren Gemeinden und gemeinsam mit den Verbänden, insbesondere mit der katholischen Arbeiterbewegung, die so eindrucksvoll hier vertreten ist, dazu beizutragen, dass die Menschen in unserem Bistum und darüber hinaus im gesamten Ruhrgebiet erkennen, dass Männer wie Nikolaus Groß "Ehrenwert" sind in der tiefen und ursprünglichen Bedeutung des Wortes."

Als langjähriges Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Ruhrbistum und als Leiter eines berufsbegleitenden Abendgymnasiums bin ich der Biographie eines Bergarbeiters, der sich persönlich weiterbildet, sehr verbunden. In seinen Gefängnisbriefen und insbesondere in seinem Abschiedsbrief hat er seine tiefe Liebe zu seiner Ehefrau Elisabeth und seinen Kindern ebenso zum Ausdruck gebracht wie sein unerschütterliches Vertrauen auf Gott in der Einsamkeit der Todeszelle. Er hat diese Briefe mit gefesselten Händen geschrieben. Sie werden heute in der Domschatzkammer aufbewahrt. Bischof Dr. Hubert Luthe bezeichnete sie als den größten Schatz in unserer Schatzkammer.

Für mich persönlich und für viele Menschen im Ruhrgebiet ist der Selige Nikolaus Groß einer der bedeutendsten, wenn auch nicht der bekanntesten Persönlichkeiten in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Unsere Aufgabe besteht darin, bedeutende, vergessene Menschen auch bekannt/unvergessen zu machen.

So steht er heute im Mittelpunkt; seine persönliche Biographie, seine Worte und Taten und sein Wirken in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und so geht es nicht nur um die Dokumentation der Vergangenheit, sondern vor allem auch um das Lernen aus der Geschichte. Traditionspflege wird zur reinen Nostalgie, wenn sie sich nicht mit dem Auftrag verbindet, die Erfahrungen aus unserer eigenen Geschichte weiterzugeben an die Generation unserer Kinder und Enkelkinder.

Auch Nikolaus Groß wollte Zukunft gestalten: Er steht an der Schwelle zwischen dem Totalitarismus der Nazizeit und der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Er träumte von einem anderen Deutschland, in dem die Grundsätze unserer Nationalhymne, nämlich die Einheit, die Freiheit und das Recht, geachtet und respektiert werden. Das Nein zur Terrorherrschaft des Nationalsozialismus war gleichzeitig ein Ja zu einer politischen Ordnung, die von diesen Prinzipien getragen ist.

Wer an Nikolaus Groß und an die Männer und Frauen des deutschen Widerstandes erinnert, der spricht immer gleichzeitig auch über die christlichen Grundwerte und über die Würde des Menschen, die im Artikel 1 unseres Grundgesetzes als unantastbar bezeichnet wird. Menschen, die dem Totalitarismus in Deutschland mutig widerstanden haben und für die Menschenrechte eingetreten sind, geben der Menschenwürde ein personales Gesicht. Sie sind die eigentlichen geistigen Väter und Mütter des Grundgesetzes und der Bundesrepublik, auch wenn sie diese Zeit häufig nicht mehr persönlich erleben durften.

Wir sind ihnen zu Dank und Anerkennung, aber auch zur Bewahrung ihres historischen Erbes verpflichtet.

Wer war dieser Nikolaus Groß? Bevor ich diese Frage beantworte und auf seinen Lebensweg eingehe, möchte ich sie ergänzen und auch seine Ehefrau, Elisabeth Groß, die Frau an seiner Seite und seine Familie in meine Betrachtung einbeziehen. Sein Lebensweg begann am 30. September 1898 in Niederwenigern, nicht weit von hier. Damals gehörte Niederwenigern zum Erzbistum Paderborn, zum Land Preußen und zum Deutschen Kaiserreich. Als er am 23. Januar 1945 hingerichtet wurde, war dieses Land im Krieg und immer noch fest im Griff eines Terrorregimes, das seine Gegner mit der Blutjustiz des Volksgerichtshofs gnadenlos und brutal beseitigte. Dazwischen lagen unruhige Jahre, geprägt von Krieg und Frieden und von einem fast permanenten Systemwechsel. Es ist schon ein großer Unterschied, ob man – wie ich – im Jahre 1950 geboren wird und in einer gesicherten Rechtsordnung aufwächst oder ob man – wie Nikolaus Groß – bereits in der Zeit vom 16. bis zum 20. Lebensjahr einen Krieg erlebt, dann mit 20 Jahren die Unruhen der Räterevolution, den Wechsel vom Kaiserreich zu einer – weithin ungeliebten – Demokratie und dann – mit 34 Jahren - die Machtergreifung der Nationalsozialisten und in den nächsten 12 Jahren, aber auch schon vorher am Ende der Weimarer Republik in einen existenzbedrohenden Kampf gegen das politische System hineingezogen wird, der durch den Krieg von 1939 bis 1945 noch verschärft wird.

Wenn man als Christ und Bürger bei jedem Systemwechsel immer wieder mit neuen politischen Ordnungen und Wertesystemen konfrontiert wird, wenn am Ende ein System steht, das sich – symbolisch in „Heil Hitler" - als Ersatzreligion versteht und – in „Führer befiehl, wir folgen Dir" – die bedingungslose Unterordnung und Entmündigung fordert, dann geht es vor allem darum, dem Wertewandel und Werteverfall eine Wertekontinuität entgegenzusetzen, die unerschütterlich ist, weil sie im Glauben wurzelt.

Das Leben von Nikolaus Groß und seiner Familie ist davon geprägt, dass er mit Standfestigkeit und mit Zivilcourage an zeitlosen Werten festhält, die sich dem Zugriff des Staates entziehen.

Dies ist im Kern seine große historische Leistung. Nikolaus Groß war einer von uns. Geboren in der Erzdiözese Paderborn, heute Bistum Essen, erlernte er wie viele seiner Klassenkameraden nach dem Besuch der achtklassigen Volksschule den Beruf eines Hauers und war bis 1920 unter Tage. Als Arbeiter und Bergmann gehörte er zu dem typischen Milieu, denn der Katholizismus im Ruhrgebiet war mehrheitlich von der Arbeiterschaft geprägt - über 70% - bei 54% der männlichen Reichsbevölkerung.

In der Zeit von 1917 bis 1919 trat er dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter (das war im Juni 1917), der deutschen Zentrumspartei (1918) und dem Antonius Knappen (und Arbeiter-)Verein Niederwenigern (1919) bei. Dadurch hatte er sich in den traditionellen Säulen der katholischen Arbeiterbewegung verankert. Dies zeigt sein früh entwickeltes gesellschaftspolitisches Engagement und seine Identifikation mit dem weltanschaulichen Programm der katholischen Soziallehre. Durch seine breit angelegte Mitgliedschaft in unterschiedlichen katholischen Arbeiterverbänden darf Nikolaus Groß mit Recht als typischer Repräsentant des Ruhrgebietskatholizismus betrachtet werden.

Früh erkannte er die Bedeutung der persönlichen Weiterbildung – eine Eigenschaft übrigens, die ihn mit vielen Studierenden unserer Schule verbindet und zum Namenspatron eines Abendgymnasiums prädestiniert. Der Besuch von Abendkursen eröffnete ihm den sozialen Aufstieg aus dem Beruf eines Bergmanns in führende gewerkschaftliche und politische Positionen. So beginnt sein Weg durch das Deutsche Reich, zunächst alleine in Waldenburg (Schlesien), dann – nach seiner Eheschließung im Mai 1923 begleitet durch seine Frau Elisabeth – von Niederwenigern über Zwickau, Bottrop und Mönchengladbach bis nach Köln. In einer pluralen Demokratie sah er seine Aufgabe darin, sich einzumischen und die Interessen der katholischen Arbeiter mit Nachdruck zu vertreten – als Jugend- und Gewerkschaftssekretär im Ruhrgebiet und in vielen Städten Ostdeutschlands.

Im Jahre 1927 wurde Otto Müller, der Präses der deutschen KAB auf ihn aufmerksam und berief ihn zum Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung in Köln, damals immerhin eine Zeitung mit einer Auflage von 170000 Exemplaren. So wurde er als junger Mann im Alter von nur 29 Jahren vor eine gewaltige Herausforderung gestellt: Es war die Zeit der Auseinandersetzung mit zwei großen totalitären Weltanschauungen, dem Kommunismus und dem Nationalsozialismus. Das politische Programm beider Parteien zielte darauf ab, die Demokratie zu zerstören und eine andere politische Ordnung zu errichten. Während die Kommunisten im marxistischen Geist die Zeit für eine proletarische Revolution gekommen sahen und die Sozialdemokraten noch schärfer als die Nationalsozialisten bekämpften, benutzte die Partei Hitlers den deutschen Reichstag als politische Bühne, um den Führerstaat durchzusetzen.

Es ist schon eine grandiose historische Leistung, mit welchem persönlichen Mut der junge Chefredakteur ohne Rücksicht auf seine persönliche Sicherheit beide Parteien als Feinde der Demokratie entlarvte, in unzähligen Leitartikeln auf die drohende Gefahr hinwies und die Weimarer Demokratie kompromisslos bis zum Ende verteidigte.

Lange vor den Männern und Frauen, die sich im militärischen Widerstand des 20. Juli 1944 organisierten, stellte Nikolaus Groß klar, dass die (Un)werteordnung, welche die NSDAP in ihrem Parteiprogramm von 1920 dargelegt hatte, mit dem christlichen Glauben völlig unvereinbar war.

Er erkannte in diesem Programm den grundlegenden Versuch einer Partei, das Wertesystem einer ganzen Generation zu pervertieren und so kämpfte er noch nach der Machtergreifung in einem seiner letzten Leitartikel für die drei Prinzipien der Deutschen Nationalhymne: Einigkeit und Recht und Freiheit.

In scharfem Kontrast zum Ungeist der neuen Zeit trat er ein für:

Nikolaus Groß konnte die Machterschleichung Hitlers nicht verhindern: Trotzdem bleibt er ein leuchtendes Beispiel für Glaubenstreue und Zivilcourage, gerade in dieser Phase seiner journalistischen und politischen Tätigkeit.

Dass Nikolaus Groß die neue Gefahr früher und schärfer erkannte als mancher deutsche Bischof, soll hier am Rande auch vermerkt werden.

Die Nationalsozialisten haben die erste Phase ihrer politischen Herrschaft unter das Leitwort der „Abrechnung" gestellt, das ich als das zentrale Unwort des 20. Jahrhunderts bezeichnen möchte. Potentielle Opfer dieser Abrechnung waren alle, die sich schon vor dem 30. Januar 1933 offen und klar kritisch zu dieser Bewegung geäußert hatten, insbesondere diejenigen, bei denen man das ja sogar noch nachlesen konnte.

Dazu zählte auch und vor allem der Journalist Nikolaus Groß. Bereits im März 1933 kam der erste Warnschuss: Die WAZ erhielt ein befristetes 3-wöchiges Verbot. Ein Journalist, der in einer Zeit, die durch Zensur und Bespitzelung geprägt war, überhaupt überleben wollte, musste zwischen den Zeilen schreiben. Kritik wurde durch Sprachregelungen und Vergleiche ersetzt.

Der freie politische Journalismus wurde durch das NS-Presserecht immer stärker eingeschränkt. Bis zum Jahre 1938 folgten 5 Beanstandungen, bevor die Westdeutsche Arbeiterzeitung, inzwischen umbenannt in Kettelerwacht, nach 2 Verboten endgültig geschlossen wurde.

Grund für diese Entscheidung der NS-Pressebehörde war ein Satz, der sich – das wusste natürlich jeder, der zwischen den Zeilen zu lesen wusste – auf den Kommunismus und den Nationalsozialismus bezog und noch einmal den weltanschaulichen Konflikt zwischen Nikolaus Groß und dem Totalitarismus seiner Zeit offenlegte:

"Nicht von jeder Weltanschauung könne mit gleichem Recht gesagt werden, dass das Leben der Menschheit bis ins Letzte menschenwürdig und sinnvoll sei, wenn sich alle Menschen nach ihr richten würden".

Mit dieser deutlichen Abgrenzung gegenüber der herrschenden nationalsozialistischen Ideologie zeichnet sich der Weg in den Widerstand ab. In den folgenden Jahren wurde aus dem Journalisten der Schriftsteller Nikolaus Groß. Durch die Herausgabe von Kleinbroschüren versuchte er, die katholischen Arbeiter im Glauben zu stärken und gegen das Gift der NS-Ersatzreligion zu immunisieren – bis zum Jahre 1941, als dem Kettelerhaus in Köln die Papierzufuhr gesperrt wurde. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs übernahm er kommissarisch die KAB in Düsseldorf und sorgte durch ausgedehnte Vortragsreisen für den inneren Zusammenhalt der KAB in Deutschland. Besonders hervorheben möchte ich seine Teilnahme an dem Treffen der Männerseelsorge, das seit 1936 unter der Leitung von Bischof Dietz in Fulda stattfand. Aus diesem Kreis sind zwei Selige hervorgegangen: Nikolaus Groß und Pater Rupert Meyer.

Diese Vortragsreisen im Dienst der katholischen Arbeiterbewegung und insbesondere die Kontakte, die er hier mit Menschen in der Opposition zum Hitlerregime knüpfte, wurden zum Ausgangspunkt seines Widerstandes. Die Basis für ein solidarisches Handeln gegen Hitler war der sog. Kölner Kreis, der im Jahre 1934 als Diskussionszirkel über die Lage der Kirche und der allgemeinen politischen Lage begann und sich allmählich politisierte. Ihm gehörten nicht nur KAB-Vertreter, ehemalige Zentrumspolitiker, christliche Gewerkschafter und andere Katholiken an, sondern zunehmend auch protestantische Konservative und Sozialdemokraten, so dass die Milieugrenzen überschritten wurden. Die Mitglieder des Düsseldorfer Zweiges dieses Kreises nahmen früh Kontakte auf zum politisch-militärischen Widerstand, und Nikolaus Groß selbst trug wesentlich zur Vernetzung unterschiedlicher Widerstandskreise bei, indem er im Rahmen des Fuldaer Kreises mit Pater Alfred Delp zusammenarbeitete, der dem Kreisauer Kreis angehörte. Noch wichtiger war seit 1942 der Kontakt zur Berliner Goerdeler-Gruppe, der sich sein Freund Bernhard Letterhaus angeschlossen hatte.

So entstand ein Netzwerk, das Nikolaus Groß als Kurier, Werber, Protokollant und Organisator von Treffen mit aufbaute und zusammenhielt.

Über den Kölner Kreis beteiligte sich Groß an den Überlegungen zur Neugestaltung Deutschlands. Der Kölner Kreis vertrat dabei Vorstellungen, die, stärker als die der Berliner und Kreisauer, einen demokratischen Parteienstaat anstrebten. An dieser Zielformulierung war auch Groß beteiligt, denn er verfasste gemeinsam mit dem früheren Zentrumspolitiker und Krefelder Polizeipräsidenten Wilhelm Elfes, seinem Vorgänger bei der WAZ, die beiden Schriften "Ist Deutschland verloren?" und "Die großen Aufgaben", wie er in den Verhören durch die Gestapo zu Protokoll gab. Leider sind diese beiden Schriften nicht erhalten geblieben.

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 rollte die Gestapo das Netz der Verschwörer auf. Nachdem Nikolaus Groß der Frau seines Freundes Bernhard Letterhaus, der in den militärischen Widerstand eingebunden war, die Nachricht von der Verhaftung ihres Mannes überbracht hatte, wurde er selbst am 12.8.1944 in seiner Wohnung in Köln festgenommen und in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht.

Dort wurde er gefoltert und medizinischen Versuchen unterzogen. In der 2. Septemberhälfte erfolgte seine Verlegung in das Tegeler Gefängnis. Von dort schrieb er auch die Abschiedsbriefe, die als Kassiber herausgeschmuggelt wurden und heute in der Domschatzkammer zu Essen aufbewahrt werden.

Am 15. Januar 1945, also nur wenige Monate vor dem Ende des Krieges, fand die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof statt. Freisler begründete das Todesurteil gegen Nikolaus Groß mit folgenden Worten: Er schwamm mit im Verrat, folglich musste er auch daran ertrinken."

Gemeinsam mit neun anderen Männern, darunter auch Helmut James Graf von Moltke, wurde Nikolaus Groß am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Dieser Tag wurde vom Heiligen Vater nach der Seligsprechung im Jahre 2001 als Tag der Verehrung festgelegt.

Als ich am 07. Oktober 2001 auf dem Petersplatz in Rom an der Seligsprechung von Nikolaus Groß teilnehmen durfte, saß ich neben einem Kanadier, und als das Bild des neuen Seligen über dem Eingang des Petersdomes enthüllt wurde, bemerkte er: „Oh, he wears a tie and a suit, what about his wife?" „Oh, er trägt eine Krawatte und einen Anzug! Was ist mit seiner Frau?"

Ich denke, diese Frage nach seiner Ehefrau ist sehr berechtigt: Elisabeth Groß stand nicht nur hinter ihrem Mann, sie stand vor allem an seiner Seite, und es ist sehr bedauerlich, dass sie nicht gemeinsam mit ihrem Ehemann zur Ehre der Altäre erhoben wurde.

Ihr Mann war Chefredakteur und Schriftsteller. Im Gegensatz zu ihm hat sie wenig geschrieben, sie hat gesprochen, und nur jemand, der sie persönlich gekannt hat, kann diese mündliche Tradition aufzeichnen und weitergeben. Es ist das große Verdienst ihres jüngsten Sohnes, Bernhard Groß, dass uns diese Erinnerungen erhalten geblieben sind, denn er hat sie gesammelt und in einer Neuausgabe des Buches „Sieben um einen Tisch" in einem gesonderten Beitrag zusammengefasst. Ein Buch, das ursprünglich von Nikolaus Groß verfasst wurde. In der Neuausgabe treten Vater und Mutter als Koautoren auf, um so auch symbolisch ihre gemeinsame Verantwortung für die Kinder zum Ausdruck zu bringen und die Lebensleistung der Mutter Elisabeth Groß zu würdigen.

Was wissen wir über das Leben dieser Frau?

Wie ihr Mann stammt Elisabeth Groß, geb. Koch aus Niederwenigern, ihr Geburtshaus ist heute eine Gastwirtschaft im Siepental. Sie wurde am 11. März 1901 geboren und ging mit ihm in eine Volksschule.

Sie verliebte sich in ihn auf einer Silvesterfeier des Jahres 1920, im Mai 1923 fand die Hochzeit in Niederwenigern statt.

Wenn Sie in Ihren Geschichtsbüchern blättern, werden Sie feststellen: es war die Zeit der Ruhrbesetzung, und die Menschen schleppten wenige Monate später auf dem Höhepunkt der Inflation das Geld schubkarrenweise zum Geschäft. So stand der Name des Schachtes, auf dem Elisabeth Groß gearbeitet hatte „Auf Gott gewagt und ungewiss" als Leitstern über ihrem Leben.

Ein Leben in einer unruhigen Zeit, immer unterwegs mit einer großen Familie im Deutschen Reich, mit der Bereitschaft, hohes Risiko zu gehen, aber auch immer im Vertrauen auf Gottes Hilfe.

Sie folgte ihrem Mann auf den Stationen seiner gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeit quer durch Deutschland bis nach Köln.

Im Widerstand gegen das Hitlerregime stand sie an seiner Seite – insbesondere in den letzten Tagen von Tegel und Plötzensee. Der Krieg brachte unvorstellbare Belastungen mit sich – insbesondere für eine Familie mit sieben Kindern. Am Ende waren alle Kinder vom Bodensee bis nach Norddeutschland zwangsevakuiert, der älteste Sohn an der Ostfront vermisst, der Mann als Feind des Reiches verfemt und am 23. Januar 1945 hingerichtet.

Eine Mutter von sieben Kindern nach dem Tod ihres Mannes und dem Ende des Krieges vor einem Neuanfang: Im Gegensatz zu der Witwe des Blutrichters Roland Freisler erhält sie keine Rente; es folgt die Nachkriegszeit mit Hunger und Entbehrung und mit der späten Ehrung durch das Bundesverdienstkreuz im Jahre 1966.

Am 21. Februar 1972 stirbt Elisabeth Groß. Sie wird auf dem Melatenfriedhof in Köln beigesetzt; auf ihrem Grabstein die Namen Elisabeth und Nikolaus Groß. So hat sie noch im Tod ihrem Mann ein Grab bereitet, das ihm von den Nazis verwehrt worden war.

Wir verneigen uns heute vor einer Frau, die seine Glaubensüberzeugung teilte, seine persönliche Gewissensentscheidung respektierte und mitzutragen bereit war und ihn in unverbrüchlicher ehelicher Solidarität und Liebe auf seinem Lebensweg begleitete. Nikolaus und Elisabeth Groß haben die Kraft für ihr Leben im Dienst der katholischen Arbeiterbewegung und für ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus ihrem Glauben geschöpft. Die christlichen Grundwerte, die für sie unantastbar waren, sind das zentrale Motiv ihres Lebens.

Lassen wir Nikolaus Groß selbst zu Worte kommen und über seine Worte reflektieren:

aus dem Manuskript seiner Glaubenslehre: 1943: "Zum Bekenntnis durch Wort und Tat gehört auch (...) die Verteidigung des Glaubens gegenüber dem Feinde. Schmachvoll wäre es, wenn wir (...) es widerspruchslos gefallen lassen, daß er geschmäht wird."

"Wo Unrecht geschieht, müssen wir tapfer für das Recht und die Wahrheit eintreten, wie Christus es uns gelehrt hat."

"(...) zuerst steht die Forderung, daß man Gott mehr gehorchen muß als den Menschen. Wenn von uns etwas verlangt wird, was gegen Gott oder den Glauben geht, dann dürfen wir nicht nur (...), sondern müssen den Gehorsam ablehnen. Denn allzeit steht Gottes Gebot höher als Menschengebot."

Die Männer und Frauen der katholischen Arbeitnehmerbewegung, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden, stehen in der Tradition der christlichen Märtyrer, die mit dem Heiligen Stephanus begann und – in vielen anderen Ländern – noch heute andauert.

Das Blut der Märtyrer ist der Samen des Christentums.

Wenn sich Nikolaus Groß weigert, dem Führer des Deutschen Reiches Gefolgschaft zu leisten, dann gebraucht er die gleichen Worte, mit denen sich auch die frühen Christen geweigert haben, dem Kaiser ein Opfer zu bringen.

Die innere Kontinuität zwischen den Märtyrern des 20. Jahrhunderts und den frühen christlichen Blutzeugen wird symbolisch sichtbar in der Krypta des St. Victor Domes in Xanten, alljährlich zum Geburtstag von Nikolaus Groß ein Ort des Märtyrergedenkens. Wie der Hl. St. Victor und seine Gefährten so weigerte sich auch Nikolaus Groß, einen Götzendienst zu leisten. Für ihn, für Bernhard Letterhaus und für viele andere war der Totalitätsanspruch eines Systems, das sich durch Begriffe wie „Heil Hitler" bewusst als Ersatzreligion definierte und den Menschen „Mit Haut und Haaren" wollte, mit seiner persönlichen religiösen Überzeugung unvereinbar. Dies ist der tiefste Grund dafür, dass die Kirche Nikolaus Groß als Märtyrer betrachtet und als Seligen verehrt.

Am 19.7. 1944, dem Vorabend des Attentates auf Hitler, sagt Nikolaus Groß in Fulda zum Diözesanpräses der Paderborner KAB, Caspar Schulte: "Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volk einmal bestehen?"

Es ist ein Zitat, das uns in zweifacher Hinsicht herausfordert und tief bewegt: Es ist zum einen die Antwort eines Vaters von sieben Kindern, der seinem Gewissen folgt. Viele haben sich gefragt und fragen sich noch heute, wie seine Ehefrau Elisabeth und seine Kinder diese Entscheidung aufgenommen haben. Es ist nicht überliefert und weder mündlich noch schriftlich belegbar, dass Elisabeth Groß darüber Klage geführt hätte; sie hat ihren Ehemann auf diesem Weg in Liebe und Solidarität begleitet.

Es ist aber auch ein Zitat, das jeden von uns herausfordert. Sie alle können sich erinnern, dass wir die Generation unserer Väter und Mütter nach dem 2. Weltkrieg wieder und wieder gefragt haben: Wie konnte das passieren? Warum habt Ihr nichts getan?

Nikolaus Groß nimmt diese Frage, die ihm als Großvater im Jahre 1980 oder 1990 von seinen Enkelkindern gestellt werden könnte, am 19. Juli 1944 vorweg und er stellt sich vor, was er seinen Nachkommen antworten könnte.

Hätte er überlebt, hätte er gesagt: „Wir haben unser Leben eingesetzt, und deshalb können wir vor Gott und unserem Volk bestehen."

Es ist eine Frage, die unterschiedliche Generationen in einen Dialog über das Gewissen und über die Wahrnehmung ihrer Verantwortung in der Geschichte hineinführt, und deshalb ist sie zeitlos. Auch wir werden von unseren Enkelkindern im Jahre 2040 oder 2050 gefragt, ob wir immer in Übereinstimmung mit unserem Gewissen gehandelt haben.

Und deshalb ist auch das folgende Wort von Nikolaus Groß zeitlos und macht das Ehepaar Groß zu geistigen Paten des Grundgesetzes.

"Was kann ein Vater seinen Kindern Größeres hinterlassen als das Bewußtsein, daß er sein Leben für die Freiheit und Würde seines Volkes gegeben hat?" Die Faszination, die von der Persönlichkeit Nikolaus Groß ausgeht, hat schon im Jahre 1947 zu einer sehr eindrucksvollen Würdigung durch Alexander Drenker geführt, die ich ihnen vortragen möchte:

"Nikolaus Groß

Fünfzehn Jahre kannte ich ihn, aber erst als er von uns ging, wusste ich, wer er war. Als ich in meinem kleinen Buch das Kapitel über den Heiligen schrieb, dachte ich an ihn, und als ich versuchte, mir ein Bild des Arbeiters zu machen, der Träger einer kommenden Zeit sein wird, war er mein Vorbild. Was ich über den Heiligen und den Arbeiter dachte, habe ich nach seinem Maß gedacht.

Nikolaus Groß hatte die Tugenden, die heute am seltensten und zugleich am notwendigsten sind. Er war von einer alles und alle umfassenden Güte. Er wusste um die Kraft der Milde. Er war aufrichtig und wahrhaftig, starkmütig und tapfer, und er hat nie Aufhebens von seiner außerordentlichen Seelenkraft gemacht. Er hat sich zu einer solchen Reife der Persönlichkeit empor entwickelt, daß das Ungewöhnliche an ihm wie selbstverständlich wirkte.

Ich bin überzeugt, daß Nikolaus Groß, der im Leben nicht auf dem ersten Platz stand, in Zukunft zu immer größerem Ansehen gelangen wird. Sein Andenken wird nicht verblassen, sondern das Andenken aller anderen christlichen Arbeiterführer überstrahlen, denn er besaß das, was den berühmten Menschen meistens fehlt: das vertraute Antlitz. Jeder konnte in ihm sein besseres Ich wiederfinden. Er hat sich im Grunde genommen durch nichts von uns unterschieden als durch sein größeres Menschentum. Ich möchte eigentlich sagen, durch seine größere Heiligkeit."

In diesem Text finden wir zum ersten Mal das Wort "Heiligkeit". Die Überzeugung, dass Nikolaus Groß nicht nur ehrenwert, sondern – aus der Überzeugung unseres Glaubens heraus auch "verehrenswert" ist, war der Auftakt zu einer Verehrungskultur, die ihren Höhepunkt in der Seligsprechung gefunden hat. Diese Verehrung der Menschen ist facettenreich und kreativ: sie reicht von der Benennung vieler Straßen, Plätze und Bildungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland über Gedenktafeln, Plastische Bilder und Portraits, Lieder, Gedichte, Gedenktage, Bücher, Museen bis hin zu einer Musicalaufführung und einer ausführlichen Präsentation im Internet – in Text, Bild und Musik. Die Vielfalt der Kommunikationsformen ist ein typisches Kennzeichnen der Verehrungskultur, die sich seit dem Jahr 1945 entwickelt hat.

Ein anderes wichtiges Kennzeichen besteht darin, dass es keiner bischöflichen oder kirchlichen Aufforderung zur Verehrung bedarf. Im Gegenteil: Die Verehrung für Nikolaus Groß ist Teil dessen, was die Amerikaner als „grassroots culture" bezeichnen: Sie kommt von unten und sie ist spontan. Zu allen Zeiten waren Menschen persönlich berührt und fasziniert von Elisabeth und Nikolaus Groß. Papst Johannes Paul II hat diese regionale Verehrung im Jahre 2001 mit der Seligsprechung gekrönt – nach dem bis dato kürzesten Prozess in der Geschichte der katholischen Kirche.

Die Seligsprechung war zwar der Höhepunkt, nicht aber das Ende der Verehrung von Nikolaus Groß. Ganz besonders möchte ich Sie darauf hinweisen, dass das Bistum Essen eine Kapelle für seinen ersten Seligen im Dom, rechts neben dem Altar, auf der anderen Seite der Goldenen Madonna eingerichtet hat, und wenn Sie einmal in Essen sind, dann sollten Sie diese Kapelle besuchen. Es ist die einzige Kapelle in einem Deutschen Dom, die an Nikolaus Groß und damit auch an das geistige Erbe des deutschen Widerstandes erinnert. Ist es nicht ein schönes Symbol von tiefer Bedeutung, dass wir in einem tausendjährigen Dom an Menschen erinnern, die man im tausendjährigen Reich auslöschen wollte, indem man ihnen ein Grab verwehrte und ihre Körper verbrannte?

Wie kommt es, dass so viele Menschen – ob jung oder alt - bewegt und fasziniert sind von der Persönlichkeit dieses Mannes? Warum halten sie ihn für ehrenwert in der ursprünglichen Bedeutung des Satzes? Ich möchte meine Antwort in den folgenden 10 Punkten zusammenfassen:

  1. Nikolaus Groß war ein Mann der katholischen Arbeiterbewegung – verankert im Zentrum, in den christlichen Gewerkschaften und in der KAB. Für ihn waren die zentralen Prinzipien der katholischen Soziallehre, die Solidarität, die Subsidiarität und die Personalität das verpflichtende Erbe des großen Sozialbischofs Wilhelm Emmanuel Ketteler, das er auch in der schweren Zeit der Weltwirtschaftskrise am Ende der Weimarer Republik unbeirrbar und mit großem persönlichen Mut öffentlich vertrat – gegen die Heilsbotschaften von Kommunismus und Nationalsozialismus. Er fordert uns auf, diese Position auch heute in einer pluralen Demokratie selbstbewusst und offensiv zu vertreten und an unsere Kinder- und Enkelkindergeneration weiterzugeben. Und gerade in der heutigen Zeit unserer Wirtschaftskrise lohnt es sich nachzulesen, was Nikolaus Groß damals über ethische Maßstäbe für wirtschaftliches Handeln gesagt hat.
  2. Nikolaus Groß ist ein Mann der Weiterbildung. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und lernte nach dem Abschluss der Volksschule den Beruf des Bergarbeiters. Dieser Beruf hat ihn nicht vollständig ausgefüllt, und so begann er nach dem Ende seiner Schicht mit dem Besuch von Abendkursen. Das Wissen, das er sich in dieser Zeit der persönlichen Weiterbildung erworben hat, bildete aber nicht das Sprungbrett für eine Karriere an der Börse. Er hat es vielmehr eingesetzt, um sich für die Interessen seiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zu engagieren: In Politik, Gesellschaft und in der Kirche. Diese Bodenhaftung – in Verbindung mit der Bereitschaft, neue Wege zu gehen - zeichnet ihn als Menschen aus.
  3. Nikolaus Groß war ein Journalist, der sich mit hoher Zivilcourage und letztlich mit seinem Leben für die Wahrung des Rechtes auf Meinungs- und Pressefreiheit und für die Achtung der Grundrechte einsetzte. Journalisten in vielen Ländern der Erde werden in ihren Rechten eingeschränkt, weil sie den Mut haben, die Mächtigen in ihre Schranken zu weisen. Eine freie Presse ist der wirksamste Schutz gegen staatliches Unrecht. Für sie alle, die auch in der heutigen Zeit gegen die Einschränkung und Verletzung der Menschenrechte kämpfen, ist Nikolaus Groß ein persönliches Vorbild.
  4. Nikolaus Groß hat seine Zeitgenossen zu politischer Aufklärung und kritischer Bewertung totalitärer Ideologien aufgerufen. „Der Nationalsozialismus ist ein Sammelbecken der politisch Unreifen und Unmündigen". Mit dieser Diagnose ist gleichzeitig eine Therapieempfehlung gegeben: Der Impfstoff gegen dieses schleichende Gift ist die Bereitschaft des Menschen, sich umfassend politisch zu informieren und als mündiger Bürger zu urteilen. Diese Therapie ist zeitlos und sie betrifft auch uns, wenn wir heute dem Neonazismus entgegentreten.
  5. Nikolaus Groß war ein Mann, der tat, was er sagte. Die persönliche Glaubwürdigkeit, mit der er seine politischen Prinzipien vertrat, die Konsequenz, mit der die Gottlosigkeit der großen totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts geißelte und die Zivilcourage, mit der er ohne Rücksicht auf sein persönliches Leben in schwerer Zeit für seinen Glauben eintrat – sie können auch in heutiger Zeit auf junge Menschen ansteckend wirken.
  6. Das politische und gesellschaftliche Engagement von Nikolaus Groß war tief verwurzelt im christlichen Glauben. Der ehemalige Bischof von Essen, Dr. Hubert Luthe hat in seinem bewegenden Hirtenbrief zur Seligsprechung darauf hingewiesen, dass nur in einem der Abschiedsbriefe aus dem Gefängnis nicht ausdrücklich vom Gebet die Rede ist. Nikolaus Groß war ein Mann des Gebetes. Mit gefesselten Händen schreibt er an seine Frau und an seine Kinder: "Haltet fest am Gebet!" Auch in den Tagen und Nächten vor seiner Hinrichtung ist er voller Vertrauen auf die Gnade Gottes. Wenn er heute hier stünde, ich glaube, das Wichtigste wäre Ihm der Satz: "Haltet fest am Gebet!"
  7. Nikolaus Groß war ein liebevoller Ehemann und Familienvater. Es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn ein Politiker, der mit beiden Beinen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung steht, ein Buch über seine eigene Familie schreibt. Ich kenne keinen anderen! Gibt es heute noch Familien mit sieben Kindern? Nichts ist aktueller auch und gerade in der heutigen Zeit als die Familie. Sie ist der Fels, auf dem die Zukunft unserer Kinder ruht. Der gemeinsame Tisch, der Ort der innerfamiliären Aussprache, ist dafür das Symbol. Wie viel könnten Familien in der heutigen Zeit, die nicht von Totalitarismus, Krieg und Hunger geprägt ist, lernen von der Kraft der Familie, die Kinder und Eltern zu einer verschworenen Schicksalsgemeinschaft zusammenschweißt.
  8. Nikolaus Groß war – und so wird dieses Thema in „Regina Martyrum" dargestellt – ein Mann des Leidens. Gedemütigt durch die Folter und unmenschlich gequält durch medizinische Experimente. Gefesselt an Füßen und Händen und erhängt am Galgen von Plötzensee. Das Schicksal der Männer und Frauen, die nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet wurden, verpflichtet den Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland, die Würde des Menschen jederzeit und ohne Einschränkung zu achten. Keine Folter und keine unmenschlichen Haftbedingungen! Nicht hier oder anderswo!
  9. Nikolaus und Elisabeth Groß sind große Gestalten der Kirchengeschichte des Ruhrgebietes. Sie sind auch in heutiger Zeit Vorbilder, die jungen Menschen deutlich vor Augen führen können: Es lohnt sich, sich für Jesus Christus und seine Kirche zu engagieren.
  10. Nikolaus Groß war ein Mann der Demokratie, der sich bedingungslos für die Verteidigung der Weimarer Republik einsetzte und allen antidemokratischen Bewegungen und Parteien eine eindeutige Absage erteilte. Er fordert uns auf, nie wieder zuzulassen, dass die demokratische Grundordnung durch Radikale von Links oder Rechts gefährdet wird. Er ist ein Anwalt einer starken und wehrhaften Demokratie.

Nikolaus Groß ist ein unbequemer Seliger, ein Querdenker und ein Mann, der gegen den Strom schwimmt. Die Fragen, die er stellt und für sich mit einem hohen Maß an persönlicher Glaubwürdigkeit beantwortet hat, fordern uns zur Reflexion und zum Handeln heraus.

Er fordert uns auf, unser Gewissen zu prüfen und unser persönliches Handeln als Bürger und Christ zu verantworten.

"Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie sollen wir dann vor Gott und unserem Volk bestehen?" Eine Frage, eine Überzeugung, eine Provokation (?!) Bernhard Nadorf, ehemaliger Leiter des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums (heute: Nikolaus Groß Weiterbildungskolleg)


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